Engelsgedicht

Der Engel

Jedes Mal, wenn ein gutes Kind stirbt,
kommt ein Engel Gottes zur Erde hernieder,
nimmt das tote Kind auf seine Arme,
breitet die grossen, weissen Flügel aus
 und pflückt eine ganze Handvoll Blumen,
die er zu Gott hinaufbringt,
damit sie dort noch schöner als auf der Erde blühen.
Engel links
Gott drückt sie dort an sein Herz,
aber der Blume, die ihm die liebste ist,
gibt er einen Kuss,
und dann bekommt sie Stimme
und kann in der grossen Glückseligkeit mitsingen.
herz006[1]
Sieh, alles dieses erzählte ein Engel Gottes,
während er ein totes Kind zum Himmel fort trug,
und das Kind hörte wie im Traum.
Sie flogen über die Stätten in der Heimat,
wo das Kleine gespielt hatte,
und kamen durch Gärten mit herrlichen Blumen.
„Welche wollen wir nun mitnehmen
und in den Himmel pflanzen?“ fragte der Engel.
Da stand ein schlanker, herrlicher Rosenstock,
aber eine böse Hand hatte den Stamm abgebrochen,
so dass alle Zweige, voll von großen,
halb aufgebrochenen Knospen, vertrocknet
rundherum hingen.
Sterne weiss blinkend
„Der arme Rosenstock!“ sagte das Kind. „Nimm ihn,
damit er oben bei Gott zum Blühen kommen kann!“
Und der Engel nahm ihn, küsste das Kind dafür,
und das Kleine öffnete seine Augen zur Hälfte.
Sie pflückten von den reichen Prachtblumen,
nahmen aber auch die verachtete Butterblume
und das wilde Stiefmütterchen.
Sterne weiss blinkend
„Nun haben wir Blumen!“ sagte das Kind,
und der Engel nickte,
aber er flog noch nicht zu Gott empor.
Es war Nacht und ganz still;
Sterne weiss blinkend
sie blieben in der grossen Stadt und schwebten
in einer der schmalen Gassen umher,
wo Haufen Stroh und Asche lagen;
es war Umzug gewesen.
Sterne weiss blinkend
Da lagen Scherben von Tellern, Gipsstücke,
Lumpen und alte Hutköpfe, was alles nicht gut aussah.
Der Engel zeigte in allen diesen Wirrwarr hinunter
auf einige Scherben eines Blumentopfes
und auf einen Klumpen Erde, der da heraus gefallen war.
Von den Wurzeln einer grossen vertrockneten Feldblume,
die nichts taugte und die man deshalb auf die Gasse geworfen hatte, wurde er zusammengehalten.
„Diese nehmen wir mit!“ sagte der Engel.
„Ich werde dir erzählen, während wir fliegen!“
Sie flogen, und der Engel erzählte:
„Dort unten in der schmalen Gasse, in dem niedrigen Keller,
wohnt ein armer, kranker Knabe.
von seiner Geburt an war er immer bettlägerig gewesen.
Wenn es ihm am besten ging, konnte er auf Krücken
die kleine Stube ein paar Mal auf und nieder gehen,
das war alles.
Sterne weiss blinkend
An einigen Tagen im Sommer fielen die Sonnenstrahlen
während einer halben Stunde bis in den Keller hinab,
und wenn der Knabe dasass und sich von der warmen Sonne bescheinen ließ und das rote Blut durch seine
feinen Finger sah,
die er vor das Gesicht hielt, dann hieß es:
„Heute ist er aus gewesen!“
Sterne weiss blinkend
Er kannte den Wald in seinem herrlichen Frühjahrsgrün nur dadurch, dass ihm des Nachbars Sohn den ersten Buchenzweig brachte.
Sterne weiss blinkend
Den hielt er über seinem Haupte und träumte dann unter Buchen zu sein, wo die Sonne scheint und die Vögel
singen.
Sterne weiss blinkend
An einem Frühlingstage brachte ihm des Nachbars Knabe auch Feldblumen, und unter diesen war zufällig eine Wurzel. Deshalb wurde sie in einen Blumentopf gepflanzt und am Bette neben das Fenster gestellt.
Sterne weiss blinkend
Die Blume war mit einer glücklichen Hand gepflanzt, sie wuchs, trief neue Zweige und trug jedes Jahr ihre Blumen.
Sie wurde des kranken Knaben herrlichster Blumengarten, sein kleiner Schatz hier auf Erden.
Sterne weiss blinkend
Er begoss und pflegte sie und sorgte dafür, dass sie jeden Sonnenstrahl, bis zum letzten, der durch das niedrige Fenster hinunterglitt, erhielt.
Sterne weiss blinkend
Die Blume selbst verwuchs mit seinen Tränen, denn für ihn blühte sie. Verbreitete sie ihren Duft und erfreute das Auge. Gegen sie wendete er sich im Tode, da der Herr ihn rief.
Ein Jahr ist er nun bei Gott gewesen. Ein Jahr hat die Blume vergessen im Fenster gestanden und ist verdorrt und wurde deshalb beim Umziehen hinaus auf die Straße geworfen.
Sterne weiss blinkend
Und dies ist die Blume, die vertrocknete Blume, die wir mit in unseren Blumenstrauß genommen haben, denn diese Blume hat mehr erfreut als die reichste Blume im Garten einer Königin!“
Sterne weiss blinkend
„Aber woher weisst du das alles?“ fragte das Kind, das der Engel gen Himmel trug.
Sterne weiss blinkend
„Ich weiss es“, sagte der Engel, „denn ich war selbst der kleine, kranke Knabe der auf Krücken ging.
Meine Blume kenne ich wohl!“
Sterne weiss blinkend
Das Kind öffnete seine Augen ganz und sah in des Engels herrliches, frohes Antlitz hinein, und im selben Augenblick befanden sie sich in Gottes Himmel, wo Freude und Glückseligkeit waren.
Sterne weiss blinkend
Gott drückte das tote Kind an sein Herz, und da bekam es Schwingen wie der andere Engel und flog Hand in Hand mit ihm.
Sterne weiss blinkend
Gott drückte alle Blumen an sein Herz, aber die arme verdorrte Feldblume küsste er, und sie erhielt Stimme und sang mit allen Engeln, welche Gott umschwebten.
Sterne weiss blinkend
Einige ganz nahe, andere um diese herum in großen Kreisen und immer weiter fort in das Unendliche, aber alle gleich glücklich.
Sterne weiss blinkend
Und alle sangen sie, klein und gross, samt dem guten, gesegneten Kinde und der armen Feldblume, die verdorrt dagelegen hatte, hingeworfen in den Kehricht des Umziehtages, in der schmalen, dunklen Gasse.

Engel rechts

„Hans Christian Andersen“

 

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